Aktuell geht eine Studie der Universität Wien zu Feinstaub und Gummiabrieb in Boulderhallen durch die Medien.
Die Studie hat noch keinen peer review und bezieht sich auf verschiedene Boulderhallen in der Schweiz und Nähe. Ob die erhobenen Daten auf das DAV Kletterzentrum Siegerland übertragbar sind, bleibt abzuwarten. Wir beobachten die weitere Entwicklung und wissenschaftliche Diskussion.
Beim Bau des DAV Kletterzentrum Siegerland vor knapp 10 Jahren haben wir bereits auf andere Studien zu Raumluft in Kletterhallen reagiert: 2008 haben Studien zu Feinstaubbelastungen in Kletterhallen gezeigt, dass Kletterhallen eine hohe Exposition von Feinstaub aufweisen. Beim Neubau wurden daher bereits Massnahmen ergriffen, um die Exposition zu senken: Wir haben im DAV Kletterzentrum Siegerland eine automatische Lüftungsanlage, die für einen hohen Luftaustausch in der Kletterhalle sorgt.
Zusätzlich haben wir manuell gesteuerte Lüftungsklappen im Dach. Unser Bistro ist lufttechnisch von den Sportbereichen getrennt. Täglich wird die Halle mit einem Saugroboter gereinigt und wir reinigen regelmäßig die Lüftungsrohre und andere Flächen.
Der DAV Bundesverband schreibt zum Thema Feinstaub in Kletterhallen und insbesondere zum entsprechenden Bericht über die Studie der Universität Wien folgendes*:
Wir haben uns mit der Verwaltungsberufsgenossenschaft und Prof. Stephan Weinbruch, die beide 2008 unabhängige Feinstaubuntersuchungen in verschiedenen Kletter- und auch Boulderhallen durchgeführt haben, zu diesem Beitrag ausgetauscht. Beide habe die Aussagen aus der Forschungsarbeit eher relativiert. Beachten Sie dazu das Interview von Prof. Weinbruch in der FAZ: Bouldern: Wie Sie Feinstaub-Belastungen in Kletterhallen meiden können (faz.net) Folgende Ergebnisse möchten wir Ihnen daraus mitteilen und hoffen, dass damit die wichtigsten Fragen vorerst geklärt sind.
Die in der aktuellen Untersuchung gemessenen Feinstaubkonzentrationen sind mit den Werten von 2008 vergleichbar. Damals lagen die Feinstaubkonzentrationen in gut besuchten Kletterhallen über dem Grenzwert für Feinstaub in der Außenluft. Bekannt war und ist aber auch, dass bei einem normgerechten Luftaustausch entsprechend der Sporthallennorm, mit mechanischen Lüftungsanlagen oder über ausreichende Querlüftungen, die Feinstaubkonzentration auf das zulässige Tagesmittel reduziert werden kann. Aus dem aktuellen Beitrag geht nicht hervor, ob und wie die Kletterhallen während der Messungen belüftet wurden.
Bei den Messungen von 2008 wurde ausschließlich Magnesia als Staubbestandteil festgestellt – keine Gummi- oder auch Rußpartikel. Magnesia-Partikel bleiben auch bei hoher relativer Luftfeuchtigkeit im festen Zustand und werden beim Einatmen als feste Partikel im Atemtrakt deponiert (nicht lungengängig, nicht toxisch). Die Datenlage für gesundheitliche Risiken aufgrund eventueller toxischer Bestandteile aus dem Gummiabrieb von Kletterschuhen ist noch sehr vage. Für eine Bewertung ist es deshalb noch zu früh. Dafür spricht auch, dass die Forschungsarbeit noch nicht begutachtet wurde.
Unabhängig von der Diskussion gilt es die Feinstaubkonzentration in den Hallen durch ausreichenden Luftaustausch so gering wie möglich zu halten und damit auch einem eventuellen Gummianteil im Feinstaub entgegenzuwirken. Für Kletternde empfiehlt sich der Besuch während gering frequentierter Zeiten. Für vulnerable Gruppen, Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma oder auch Kleinkinder, sollte die Feinstaubelastung auf ein Minimum reduziert werden. Prof. Weinbruch ist immer wieder überrascht, wieviel Säuglinge in Kletterhallen mitgenommen werden.
Solltest Du Fragen zum Thema haben, dann schreibe uns gerne eine E-Mail an
buero@kletterzentrum-siegerland.de
Hendrik vom DAV Kletterzentrum Siegerland
*Literatur:
Prof. Dr. Weinbruch: Feinstaub in Kletterhallen, bergundsteigen#64, 2008
Prof. Dr. Weinbruch: Staub beim Klettern, FAZ – Natur und Wissenschaft, 22.05.2024